Wer ein innovatives Produkt entwickeln und an den Markt bringen will benötigt viel Geld und einen langen Atem. Für Startups, KMUs, aber auch für etablierte Großunternehmen sind solche Hochrisikoinvestitionen oft nicht zu stemmen. Hier springen Förderungen von Bund, Länder und der EU ein.
Mit einem etwa 80 Mrd. Euro großen Budget ist „Horizon 2020“ das neue Förderinstrument der EU für die nächsten 7 Jahre. Der Vorgänger „7. Forschungsrahmenprogramm“ hatte vor allem forschungsintensive Projekte gefördert. Nur haben sich aus guter Forschung kaum innovative, marktfähige Produkte entwickelt. Deshalb wird in Horizon 2020 die gesamte Laufbahn, von der Machbarkeitsstudie bis zum fertigen Produkt, gefördert. Forschungsvorhaben mit bis zu 100% und die Phase zwischen Prototypentwicklung und Markteinführung – dem valley of death – mit bis zu 70% der Realkosten.
Einen signifikanten Teil dieser 80 Mrd. zahlt der deutsche Steuerzahler ein. Um möglichst viel aus diesem Topf wieder zurückzubekommen, fand in Stuttgart am 11. Juli 2014 die Veranstaltung „Horizon 2020“ statt. Hier wurden die verschiedenen Förderinstrumente vorgestellt und detaillierte Einblicke gegeben, nach welchen Kriterien Gutachter bewerten, wie hoch die Überzeichnung ist und wie viel Geld in den einzelnen Töpfen zur Verfügung steht. Obwohl sich 80 Mrd. erst mal viel Geld anhört, bleibt über 7 Jahre, ganz Europa und viele Förderschwerpunkte oft nur wenig Geld übrig, für das sich viele Antragsteller bewerben, s.d. man nur von einer theoretischen Förderwahrscheinlichkeit von 2% – 10% ausgehen kann. Vor allem aus den krisengeplagten südlichen Ländern Italien und Spanien gehen sehr viele Anträge ein. Nach Aussagen der Vortragenden sind diese oft sind diese aus der Not geboren und man kann deshalb von etwas höheren realen Förderwahrscheinlichkeiten ausgehen.
Die Zuhörerschaft und die Vortragsbeiträge waren bunt gemischt. Einige Beispiele
- Ein Startup, welches mittels Solarenergie das Kühlen von Gebäuden mittels Eisspeicher ermöglicht.
- Hier aus Heidelberg das Startup Discovergy (discovergy.com), das smarte Stromzähler entwickelt und vermarktet. Der Geschäftsführer Nikolaus Starzacher war unter anderem auch auf der Suche nach Forschungskooperationen im Bereich Machine Learning um ihr Produkt weiter zu verbessern
- Produktdesigner
- Visionäre, die mit multicopterbasierte Maschinen auch an Steilhängen Weinreben ernten wollen um die Bodenflora von schwerem Gerät zu entlasten.
- Tüftler, die Maschinen bauen, die Antigravitation erzeugen (es hat sich herausgestellt, dass die Maschine tatsächlich ein Magnetfeld aufbaut, welches mit dem Erdmagnetfeld interagiert)
- KMUs wie die inomed (www.inomed.com), welche medizinische Produkte im Bereich Nerven herstellen und bisher in Forschungsverbünden z.B. daran geforscht haben, Querschnittsgelähmte wieder laufen zu lassen, und nun auf der Suche nach neuen Kooperationspartner sind.
- Forscher der Hochschule Karlsruhe (Gruppe Prof. Jäger), die neue Steueralgorithmen für autonome Drohnen entwickeln und diese Software nun vermarkten wollen. Mehr Informationen findet man unter www.navka.de.
Die Veranstaltung war insgesamt sehr gelungen: Die Vortragenden kompetent und gut vorbereitet, die Räumlichkeiten ansprechend und die Organisation gut abgestimmt. Das Catering mit Kaffee, Obst, Gebäck und Spätzle mit Geschnetzeltem hatte für Wohlbefinden gesorgt, so dass in den Kaffee und Mittagspausen in entspannter Atmosphäre viele interessante Gespräche möglich wurden.